22.04.2024 - 4.1 Wärme aus Abwasser in Homburg
Grunddaten
- TOP:
- Ö 4.1
- Datum:
- Mo., 22.04.2024
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 17:00
- Anlass:
- Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Informationsvorlage
- Federführend:
- 680 - Eigenbetrieb Stadtentwässerung
- Bearbeiter:
- Julia Antony
- Beschluss:
- zur Kenntnis genommen
Herr Orschekowski erläutert den aktuellen Sachstand zum Thema Wärme aus Abwasser. Er weist darauf hin, dass im Spätsommer ein flächendeckendes Monitoring eingerichtet werde, um sämtliche Potenziale im Stadtgebiet zu erkennen und später nutzbar zu machen. Er übergibt das Wort an Herrn Prof. Dr. Karsten Körkemeyer, der an der TU Kaiserslautern zu dem Thema Wärme aus Abwasser forscht und auf diesem Gebiet bereits langjährige Erfahrung besitzt.
Herr Prof. Dr. Körkemeyer erläutert kurz die Wichtigkeit des Themas Energienutzung, vor allem vor dem Hintergrund des Klimawandels und die daraus resultierenden Folgen. Darüber hinaus seien die Kommunen gesetzlich dazu verpflichtet, bis 2045 Co2-neutral zu agieren. Hierzu erläutert er die Möglichkeiten zur Nutzung des kommunalen Abwassers und der Abwärme von Industriebetrieben zur Deckung des Wärmebedarfs von städtischen Gebäuden, vor allem in Bezug auf das Rathaus und das Kreisverwaltungsgebäude, bei denen eine 84%-ige Deckung der Heizkosten als realistisch betrachtet werden könne.
AM Lauer erkundigt sich, ob bereits abzusehen sei, wie viel Potential die Gewinnung von Wärme aus dem Abwasser habe.
Herr Prof. Dr. Körkemeyer antwortet hierauf, dass dies en Detail noch nicht abzusehen sei, wie viel der Primärenergie hierdurch ersetzt werden kann, aber es werde ein erheblicher Anteil sein.
Weiterhin möchte AM Lauer wissen, ob es Pläne gebe, das Rathaus mit Photovoltaik auszustatten, um die angesprochene Wärmepumpe mit erneuerbarer Energie zu versorgen.
Herr Missy antwortet hierauf, dass die Stadtverwaltung bereits an einer entsprechenden Planung arbeite, jedoch aufgrund der Haushaltsnotlage eine schlechte personelle und wirtschaftliche Ausstattung vorherrsche. Man sei auch dabei, sich um die Verbesserung der kleinklimatischen Verhältnisse Gedanken zu machen. Hier gehe es um die Gestaltung der kommunalen Wärmeplanung, die in Zusammenarbeit mit dem Berater PWC aktuell zur Ausschreibung gebracht werde. Zur Zeit sehe die Vorgehensweise so aus, dass die kommunale Wärmeplanung auf Basis des städtischen Klimaschutzgesetzes aufgesetzt werden solle. Natürlich werde sämtliches Potential, das sich hierbei ergebe, ausgeschöpft. Ein großer Vorteil sei, dass bereits ein Fernwärmenetz vorhanden ist. Eine Möglichkeit zur Ausnutzung wäre z.B. im Saalbau die konventionellen Gasthermen zurückzubauen, da diese ohnehin ersetzt werden müssten und das Gebäude an das Fernwärmenetz anzuschließen. Das gleiche gelte für einige Mehrfamilienhäuser, die ebenfalls angeschlossen werden könnten, sobald das Konzept Wärme aus Abwasser laufe.
Ein Bürger möchte wissen, ob es sinnvoll wäre, das Nahwärmenetz der Uni Homburg zu nutzen, da diese im Zulaufbereich 80° C und im Rücklaufbereich 40 – 50° C warmes Wasser habe, oder ob es mehr Sinn machen würde ein kaltes Nahwärmenetz aufzubauen.
Herr Orschekowski erklärt, dass es primär um die Nutzung der Wärme aus dem Abwasser der Uniklinik gehe, da hier ein konstant warmer Abwasserstrom zur Verfügung stehe. Es seien dort drei Übergabepunkte vorhanden, wovon sich mindestens zwei zur Abnahme eignen würden. Darüber hinaus sei die Uniklinik natürlich in den Nahwärmeverbund eingegliedert.
Ein weiterer Bürger möchte wissen, in welches Netz die gewonnene Energie geleitet werden solle.
Herr Orschekowski erklärt, dass die gewonnene Energie z.B. in die Birkensiedlung geleitet werden könnte.
Es wird die Frage gestellt, ob der Erbach, der dort vorbeifließt, auch ein gewisses Potential habe.
Herr Orschekowski merkt an, dass sich derart kleine Gewässer hierfür nicht eignen würden, da diese im Sommer auch öfters austrocknen, bieten also wenig Potential ohne die Umwelt zu beeinträchtigen. Der Erbach habe im Sommer teilweise auch kein Abwasser, auch im Winter nicht.
Herr Forster erklärt, dass die Potentialanalyse hier das geeignete Instrument darstelle, um solche Dinge zu klären. Es sollen hierdurch die Gegebenheiten aufgedeckt werden, die für dieses Konzept das größte Potential bieten.
AM Mörsdorf möchte wissen, ob irgendwelche Fördergelder zur Finanzierung dieses kostspieligen Projektes zu Verfügung stünden.
Herr Orschekowski bejaht die Frage, es stehe ein Bundesförderprogramm zur Debatte für die Beheizung des Rathauses und des Betriebsgebäudes. Hierfür gebe es eine Förderquote von 30%.
AM Marc Piazolo fragt, ob ein Start der Wärmegewinnung schon direkt nach Auswertung der Potentialanalyse möglich sei, ohne noch die Verabschiedung bzw. Umsetzung des städtischen Wärmeplans in 2028 abzuwarten.
Herr Orschekowski bestätigt, dass bei kleineren Projekten bereits vorher mit der Umsetzung begonnen werden könne, beispielsweise bei der Birkensiedlung, wo ohnehin eine Komplettsanierung anstehe. Dort könne dann direkt die neue Technik verbaut werden.
Auch Herr Forster bestätigt, dass mit der Umsetzung, sofern das entsprechende Potential vorhanden ist, schnellstmöglich begonnen werde und nicht bis 2028 gewartet werden solle. Es kommt natürlich auch darauf an, ob das Konzept für die Privathäuser von Bürgern angenommen werde.
Herr Orschekowski fügt noch an, dass nächstes Jahr dem Werksausschuss und dem Stadtrat ein Beschlussvorschlag unterbreitet werde zum Thema Energiegewinnung für Rathaus und Kreisverwaltungsgebäude.