Beschlussvorlage - 2021/94/50

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Ab 01.01.2022 schließt die Stadt Homburg mit den folgenden Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit neue Kooperationsverträge für die Dauer von 5 Jahren. Zur Finanzierung der Einrichtungen sind folgende städtischen Zuschüsse vorgesehen:

 

-          Zuschuss von max. 25.000 € pro Jahr für das „Atelier für Mädchen und junge Frauen“, in Trägerschaft der AWO/SPN

-          Zuschuss von max. 50.000 € pro Jahr für das „Stadtmitteprojekt 2nd HOMe“ in Trägerschaft des Internationalen Bundes

-          Zuschuss von max. 45.000 € erst ab 2024 pro Jahr für das „KIZ Kinderzentrum Erbach“, in Trägerschaft des Caritaszentrums Saarpfalz. Laut bestehendem Vertrag entstehen dort für das Jahr 2022 noch Kosten von max. 70.000 €. Bis Vertragsende im August 2023 entstehen anteilige Kosten von 46.667 €. Von September bis Dezember 2023 entstehen anteilige Kosten von 15.000 €. In der Summe belaufen sich die Kosten für das gesamte Jahr 2023 auf 61.667 €.

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Sachverhalt

Durch die Schließung des AWO Jugendraums Check Point Erbach werden schon ab 01.01.2022 Kosten von 96.000,- € eingespart.

Im Vergleich zum bisherigen Haushaltsansatz von 300.000,- € werden ab 2022 dauerhaft folgende umfangreichen Einsparungen im städtischen Haushalt erzielt:

 

-          2022: Kosten 145.000,- €; Einsparungen 155.000,- € entspricht 51,7%.

-          2023: Kosten 136.667,- €; Einsparungen 163.333,- € entspricht 54,4 %.

 

-          In den Jahren 2024 bis 2026 entstehen Kosten von 120.000,- € jährlich.

 Das führt zu Einsparungen von 180.000,- € jährlich (entspricht 60,0 %

 jährlich).

 

 

Entwicklung der Jugendräume:

Der Rat der Stadt Homburg hat am 27.11.1997 einstimmig die Durchführung eines Projektes „Jugend und Kommunalpolitik“ befürwortet. Am 09.07.1998 sprach sich der Stadtrat für die Gründung einer AG „Sicherheit in unserer Stadt“ aus, die auch die Zielgruppe Kinder und Jugendliche in den Blick nahm, da Medienberichte und Polizeistatistiken eine zunehmende Gewaltbereitschaft feststellten. 

Im Januar 1999 unterrichtete der damalige Beigeordnete Joachim Rippel den Kultur-, Jugend- und Sportausschuss zum umfassenden Projekt „Jugendorientierte Stadt“ mit folgenden Ausführungen: Es müsse vor allem Ziel eines gesamtgesellschaftlichen Bemühens sein gegen die Ursachen jeglicher Gewalttätigkeit vorzugehen, was bedeute, ein soziales Klima anzustreben, das Gewalttätigkeit weitgehend ausschließe. `Für die Stadt bedeute dies, einen Prozess des Handelns und der Neuorientierung in Gang zu bringen, der die Teilhabe der Jugendlichen an Gesellschaft und Gemeinwesen fördere und das Verhältnis zwischen den Generationen positiv beeinflusse. Mit dem Projekt Jugendorientierte Stadt solle auch ein in der Öffentlichkeit vernehmbares Zeichen gesetzt werden. Als Projektziel sei anzuführen: stärkere Orientierung der Stadtentwicklung an den Bedürfnissen und Interessen der Jugend und Anregung zur Neuorientierung im Verhältnis von Jugend und Erwachsenenwelt. Damit solle auch die im Stadtlogo enthaltene Leitidee mit Leben erfüllt werden. Das Projekt folge in besonderem Maße auch den Vorgaben der Lokalen Agenda.`(in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung wurden Leitlinien zur Stadtentwicklung erarbeitet)

Als ein Schwerpunkt kristallisierte sich im Folgenden die Schaffung von Angeboten der offenen Kinder- und Jugendarbeit mit einem hohem Sozialraumbezug/Stadtteilbezug heraus. Eine sinnvolle Freizeitgestaltung sollte mit Angeboten zur Unterstützung bei Problemen in Schule und Familie einhergehen.

 

Den Anfang machte die Stadt Homburg selbst mit der Einrichtung des Jugendraums „Continue“ in einem Ladenlokal in der Tempelhofer Straße 1. Dort war dann auch der bei der Stadt kurz vorher eingestellte Streetworker für die Jugendarbeit in Erbach verortet. 2001 erfolgte die Gründung einer Kindergruppe im Berliner Wohnpark zunächst mit ehrenamtlicher Anleitung. Auch hier wurde die fachpädagogische Betreuung schnell als notwendig erkannt. Wichtige Informationen zur Lebenssituation in Erbach lieferten auch die Untersuchungen von ISOPLAN 2002 und 2003 (integriertes Handlungskonzept „Soziale Stadt“).

 

In den Jahren 2004 ff. erteilte die Stadt Homburg Aufträge an verschiedene Träger der Jugendhilfe zur Einrichtung weiterer pädagogisch betreuter Jugendräume.

Denn auch im öffentlichen Raum der Stadtmitte zeigten sich deutlich sichtbare Bedarfe nach niedrigschwelliger Unterstützung von Kindern und Jugendlichen aus schwierigen sozialen Verhältnissen.

Die Auftragsvergabe hierfür war in den städtischen Gremien bis hin zum Stadtrat abgestimmt und immer einstimmig befürwortet worden.

Alle Einrichtungen sprechen bis heute unterschiedliche Zielgruppen an. Ihre Entwicklung wird im Folgenden aufgeführt.

 

Jugendraum Continue/CheckPoint Erbach

-          Von Beginn an erfolgte in der AG „Sicherheit in unserer Stadt“ eine enge Zusammenarbeit zwischen der Stadtjugendpflegerin Petra Junk, der städtischen Frauenbeauftragten, dem damaligen Jugendsachgebiet der Polizei Homburg und dem Kreisjugendamt, sowie Schulen und Kitas vor Ort. Die beobachteten Bedarfe nach fachlich betreuten, aber niedrigschwelligen Einrichtungen für Jugendliche zunächst in Erbach wurden hier untermauert. 2001 mietete die Stadt ein Ladenlokal in der Tempelhofer Straße 1. Der städtische Jugendraum „Continue“ als Außenstelle des Kinder- und Jugendbüros war entstanden. Personalisiert war die Einrichtung zunächst mit einem Sozialarbeiter/Sozialpädagogen, der von ehrenamtlich Tätigen unterstützt wurde. Die Zielgruppe waren insbesondere herumlungernde Jugendliche, stark vertreten waren Jugendliche aus Aussiedlerfamilien, mit Neigungen zum Vandalismus und sonstigem auffälligen Verhalten (zunehmende Gewaltbereitschaft, steigender Alkohol- und Drogenkonsum). Diese fanden  nun eine fachkompetente Ansprache.

Wegen Beschwerden von Nachbarn zog die Einrichtung vorrübergehend in die Berliner Straße 94-96 und 2007 ins Haus der Begegnung. Zum 01.03.2009 wurde laut Beschluss des Kultur-, Jugend- und Sportausschusses vom 04.12.2008 die Einrichtung von der AWO/SPN als Trägerin übernommen.

 

Kinderzentrum Homburg-Erbach/Berliner Wohnpark

-          Eine größere Anzahl von Kindern im Berliner Wohnpark war sich offensichtlich nach der Schule „auf der Straße“ selbst überlassen. Die Kinder zeigten z.B. Anzeichen von mangelnder Versorgung mit warmen Mahlzeiten oder mangelhafte, nicht witterungsangepasste Kleidung. 2001 kam es zur Gründung einer Kindergruppe mit ehrenamtlicher Betreuung. Die Kleinen nutzten zu bestimmten Zeiten ebenfalls den Raum in der Tempelhofer Straße 1 (Kinder am Nachmittag, Jugendliche ab dem frühen Abend). Nach der Auslagerung des „Continue“ durften die Kinder den Raum alleine nutzen. Nach Uneinigkeiten mit der Nachbarschaft wurde ein Vergleich geschlossen und das Ladenlokal musste ganz aufgegeben werden.

-          Daher wurde ein passendes pädagogisches Konzept für Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren gemeinsam mit der Caritas Homburg entwickelt. Die Caritas übernahm 2007 das bis heute bestehende Kinderzentrum KIZ in der Charlottenburger Straße in ihre Trägerschaft.

 

Stadtmitteprojekt 2nd HOMe

-          Die Eröffnung eines Jugendraums in der Stadtmitte in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Bund erfolgte nach entsprechender Vorbereitung im Jahr 2004. Die Einrichtung war die sozialpädagogische Antwort der Stadt auf die festgestellte prekäre Situation von Jugendlichen (häufig mit Migrationshintergrund). Beobachtet wurden Versorgungsmängel, auffälliges Verhalten (Vandalismus, stark provozierendes Verhalten in der Öffentlichkeit bei männlichen Jugendlichen, Kinder spielten an gefährlichen Stellen). Das Stadtmitte-Projekt wurde in der Zeit von 2005 bis 2010 von der Landesregierung als Integrationsprojekt mitgefördert. Die Einrichtung hat eine große Bedeutung für die Stadtmitte.

 

Atelier für Mädchen und junge Frauen

-          Das Atelier für Mädchen und junge Frauen arbeitet nach dem pädagogischen Ansatz der Geschlechterdifferenzierung. Schwerpunkt ist die Förderung von Mädchen aus einem Umfeld mit sozial schwierigem oder bildungsfernem Hintergrund. Ziel ist das Erreichen von Bildungsabschlüssen und/oder eine passende Studien- oder Berufsorientierung. Die enge Kooperation zwischen Stadtjugendpflegerin, CJD, AWO, Kreisjugendamt und Kreisfrauen-beauftragter führte 2002 zur Einrichtung des Ateliers als interkultureller Treffpunkt für Mädchen. Die Arbeit der dort tätigen Pädagoginnen ist seit langen Jahren sehr erfolgreich und zeigt gute Wirkungen bezüglich Berufsorientierung, Ausbildung und Studium.

 

 

 

 

Leistungen des Kinder- und Jugendbüros:

Die engagierte Arbeit im Kinder- und Jugendbüro (städtische Jugendpflege) orientiert sich seit Jahren an der Handlungsmaxime Jugendorientierte Stadt Homburg (j.o.s.h.) wie oben beschrieben. Das umfassende Konzept zur vielfältigen Prävention und Vernetzung im Kinder- und Jugendbereich rückt neben der Förderung von Kinder- und Jugendkultur, Freizeit und Feriengestaltung folgende Inhalte in den Fokus:

 

-          Verbesserung der Bedingungen zum gelingenden Aufwachsen: „Damit niemand verloren geht!“

-          Schaffung eines Rahmens auf Stadtebene zur Förderung der Entwicklung einer selbstverantwortlichen Persönlichkeit

-          Verbesserung der Chancen von Kindern und Jugendlichen, die wenig Unterstützung aus der Herkunftsfamilie erfahren

-          Prävention vor Jugendkriminalität

-          Prävention vor Drogen- und Alkoholmissbrauch

-          Prävention im Gesundheitsbereich

-          Prävention im Umgang mit modernen Medien

-          Hinführung zu demokratischem Handeln in einer vielfältigen Gesellschaft durch die Partnerschaft für Demokratie Homburg (gefördert durch das

Bundesprogramm „Demokratie leben!“).

 

 

 

 

 

 

 

 

Begründung der Weiterfinanzierung:

Das gut etablierte und positiv besetzte „Markenzeichen j.o.s.h.“ würde mit dem kompletten Ausstieg der Stadt aus der finanziellen Förderung der Jugendräume einen Großteil seines Kernbereichs verlieren. Eine Prognose hinsichtlich des Anstiegs von Jugendkriminalität ist durchaus realistisch. Der derzeitige Corona-Lockdown bewirkt durch die Kontaktverbote eine Einschränkung der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Bereits in diesem vergleichsweise kurzen Zeitraum wird aus der Bürgerschaft über vermehrtes Auftreten von Vandalismus in der Innenstadt und über einen Anstieg von bedrohlich wirkendem Verhalten durch Gruppen männlicher Jugendlicher in der Öffentlichkeit berichtet.

 

Trotz der bekannten Haushaltsnotlage und den erforderlichen Sparmaßnahmen sollte die Stadt Homburg weiterhin finanzielle und fachliche Unterstützung gewähren.

Die finanzielle Beteiligung der Stadt sichert die personelle Einbindung der städtischen Jugendpflege in den jeweiligen Fachbeiräten und die Steuerung künftiger Entwicklungsprozesse in der inhaltlichen Ausrichtung und Arbeitsweise der Einrichtungen.

 

In ersten Gesprächen hat der Saarpfalz-Kreis seine Bereitschaft signalisiert, bisherige Finanzierungsanteile zu erhöhen. Zur Vermeidung von Präzedenzfällen wird aber auch die Notwendigkeit einer weiteren Beteiligung der Stadt Homburg angemahnt.

 

 

 

 

 

 

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