Beschlussvorlage - 2021/1332/610
Grunddaten
- Betreff:
-
Anbau eines Klinik- und Forschungsgebäudes zur ambulanten Behandlung an die Frauen- und Kinderklinik, Gemarkung Homburg
- Status:
- öffentlich (Vorlage freigegeben)
- Vorlageart:
- Beschlussvorlage
- Federführend:
- 610 - Stadtplanung / Bauordnung
- Bearbeiter:
- Artur Bomke
- Bericht erstattet:
- Michael Banowitz
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Bau- und Umweltausschuss
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Entscheidung
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02.12.2021
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Sachverhalt
Vorhabenbeschreibung beiliegend dem Bauantrag:
„1. Detaillierte Projektbeschreibung
1.1. Hintergrund, Umgebungsanalyse
Die Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie am Universitätsklinikum
des Saarlandes in Homburg/Saar betreut auf universitärem Niveau im
Südwestdeutschen Raum die Region zwischen Freiburg, Heidelberg und
Köln/Bonn. Mehrere Spezialbereiche haben sich im Laufe des Bestehens der
Kinderklinik durch neue Therapiemethoden deutlich vorwärtsentwickelt.
Dazu gehören z.B. die Neugeborenen‐Intensivmedizin, die Kinderneurologie,
die Kinderendokrinologie und die Kinderpneumologie mit Schwerpunkt
Mukoviszidose.
In all diesen Bereichen haben die Überlebensraten und die
Überlebensqualität der Kinder seit dem Erstbezug des Gebäudes im Jahre
1996 deutlich zugenommen. Im Jahr 2003 wurde eine eigene Abteilung für
Kinderonkologie und Hämatologie gegründet, die ebenso wie die bereits
vorher bestehende Klinik für Kinderkardiologie die Kinder und Jugendlichen
der oben genannten Region versorgt. All diese Entwicklungen führten in der
Summe zu einer erheblichen Steigerung der Patientenzahlen, ohne dass
zusätzliche Räumlichkeiten zur Verfügung standen.
Momentan drängen sich Notfallpatienten, Spezialambulanzen,
tagesklinische und stationäre Behandlungen von infektiösen und
infektionsgefährdeten Patienten in überlappenden Bereichen. Darunter
leiden besonders die infektionsgefährdeten Mukoviszidose‐ und
Hochrisikopatienten, weil sie sich nicht mehr frei bewegen können. Wir
wollen dies entzerren, indem wir einen Anbau planen. Durch den Anbau
gewinnen wir Platz, um die Stationen neu zu organisieren. Auf diese Weise
entstehen moderne Zimmer mit eigener Nasszelle und hygienischen
Isoliermöglichkeiten für infektionsgefährdete Kinder wie Gino. Eine
Zentrum für Frauen, Kinder und Adoleszente freundliche Umgebung und die Aufnahme von Begleitpersonen sind selbstverständlich.
Im Anbau soll für chronisch kranke Patienten, insbesondere Mukoviszidose‐Patienten mit ihren besonderen Bedürfnissen hinsichtlich hygienischer Standards und hinsichtlich der besonderen apparativen Diagnostik (z.B. Lungenfunktion, Physiotherapie, psychologische und psychosoziale Betreuung) eine optimale Umgebung geschaffen werden.
Von herausragender Bedeutung in Zeiten des Fachkräftemangels ist es, gutes Nachwuchspersonal für die Versorgung chronisch kranker Kinder und Jugendlicher auszubilden. Daher wird in dem Konzept auch explizit darauf Wert gelegt, dass Studierende der Medizin sowie Auszubildende der
Krankenpflege, Physiotherapie, Ergotherapie usw. bestmögliche Bedingungen vorfinden. Der Antragssteller ist als ärztlicher Leiter der an unserem Universitätsklinikum befindlichen Schule für Pflegeberufe für 12 Ausbildungsgänge mitverantwortlich, so dass optimale Voraussetzungen für
eine interprofessionelle Betreuung der Patienten und Ausbildung von Fachpersonal herrschen.
Die Lebenserwartung und Lebensqualität vieler chronisch kranker Patienten, ganz besonders der Mukoviszidosepatienten, hat durch große Fortschritte der Forschung zugenommen. Beispielsweise, gehen wir davon aus, dass Mukoviszidosepatienten durch Einführung des Neugeborenen‐Screenings und durch in den letzten drei Jahren neu entwickelte Therapiestrategien eine erheblich längere Lebenserwartung haben werden. Voraussetzung für
eine gute Lebensqualität ist es, Komplikationen der Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Um die patientennahe Forschung zu ermöglichen, soll der Anbau auch einen Forschungsbereich enthalten, der unserem Schwerpunkt, der Erforschung schmerzfreier Diagnostik und Entzündungsforschung, dienen soll.
Der Anbau an die Kinderklinik, das „Gino‐Haus“, soll somit die drei Säulen der zukunftsorientieren Medizin umfassen, nämlich die ganzheitliche Krankenversorgung, die Ausbildung von Fachpersonal und die Forschung zur Verbesserung der medizinischen Möglichkeiten.
1.2. Baubeschreibung
Das Zentrum für Kinder‐ und Jugendmedizin, Geb. 9 des Universitätsklinikums des Saarlandes, weist eine W‐Form auf. Der nach Südosten ausgerichtete Flügel soll durch einen parallel gelegenen Anbau erweitert werden, wobei im zukünftigen Bedarfsfall eine modulartige weitere Verlängerung möglich ist.
Der Anbau wird im Erdgeschoss eine direkte Verbindung mit Liegendtransport‐Möglichkeit zum Hauptgebäude haben. Im Erdgeschoss befinden sich neben der Anmeldung zwei Wartebereiche, die kinder‐ und jugendgerecht gestaltet sind und eine infektiologische Trennung ermöglichen. Neben den Funktionsräumen befinden sich im Erdgeschoss drei Behandlungsräume mit der Möglichkeit, dort Ultraschall, Lungenfunktionstestungen und weitere Spezialdiagnostik durchzuführen. Hinzu kommt ein Physiotherapieraum, der auch für psychosoziale Interventionen, Kleingruppentherapien, Schulungen, Qualitätszirkel und Fortbildungen genutzt werden kann. Dies ist notwendiger Bestandteil unserer leitliniengerechten, ganzheitlichen Betreuung der chronisch kranken Kinder und Jugendlichen.
Im zweiten Obergeschoss ist der Forschungsbereich – er ist viel mehr als ein „i‐Tüpfelchen“, denn hier wird intensiv an neuen Diagnostik ‐ und Heilungsstrategien geforscht: In einem der Laborräume werden Methoden zur schmerzfreien Diagnostik mittels „elektronischer Nase“ (Ionen‐Mobilitätsspektroskopie) und berührungsfreie Überwachung entwickelt. Im zweiten Laborraum wird mit modernen molekulargenetischen, zytologischen und proteinchemischen Methoden das Immunsystem und Infektionen bei Kindern erforscht.
Im mittleren Stockwerk ist die Schnittstelle zwischen Krankenversorgung und Forschung und bietet die ideale fruchtbare Umgebung, um die Erkenntnisse aus der Patientenversorgung direkt in wissenschaftliche Projekte zu übertragen. Dort befinden sich neben dem Aufenthaltsraum auch moderne Büros, ein Raum für die Studienkoordination sowie Lager‐ und Wirtschaftsräume. In dieser kommunikationsfördernden Atmosphäre findet der Austausch zwischen medizinischem und wissenschaftlichen Personal statt, um den spannenden Weg zu gehen, mit dem Kindern wie Gino Schmerzen erspart und viele gesunde, glückliche Patientenjahre ermöglicht werden.
Die unmittelbare Nähe zwischen Forschungsräumen und den Räumlichkeiten der
Patientenversorgung ist notwendig, weil wir als eine der ersten Arbeitsgruppen in Deutschland die Diagnostik mittels Geruchsmustern in der Kinderheilkunde erforschen. Hierfür haben wir eine Sensoreinheit (Ionen‐Mobilitäts‐Spektrometer) entwickelt, die direkt zum Patienten gebracht werden kann. Somit können Datenerhebung (Erdgeschoss) und Probenverarbeitung (2. Obergeschoss) direkt unter einem Dach stattfinden.
2. Fazit
Mit dem „Gino‐Haus“ wird die Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie eine hervorragende Einheit von moderner Ambulanzversorgung chronisch kranker Kinder unter Einschluss der so dringend notwendigen Weiterbildungs‐ und Forschungsmöglichkeiten aus einem Guss erhalten. Das Gino‐Haus ist uns eine Herzensangelegenheit. Es wird uns helfen, Kindern wie Gino eine sichere, gesundere Zukunft zu ermöglichen!“
Bauplanungsrechtliche Beurteilung:
Das Vorhaben befindet sich nicht im Geltungsbereich eines rechtskräftigen B-Planes, das Bauplanungsrecht beurteilt sich nach §34 BauGB (Einfügen). Demnach muss dieses sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der überbaubaren Grundstücksfläche sowie der Bauweise in die Eigenart der näheren Umgebung einfügen.
Die bauplanungsrechtliche Überprüfung ergab, dass das Vorhaben alle Zulässigkeitsvoraussetzungen des §34 BauGB erfüllt. Die Problematik Waldrand / Bauverbotszone wurde bereits mit der Forstbehörde mit positivem Ausgang für dieses Vorhaben besprochen.
Anlagen
Nr. | Name | Original | Status | Größe | |
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1
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(wie Dokument)
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1,6 MB
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2
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(wie Dokument)
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1 MB
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